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Gebadet in Glückseligkeit

Im Herbst sehnte sich Monica Daniela Domeij-Gaul ein bisschen in ihre Heimat Kassel und zur großen Kunst-Messe Documenta zurück. „Solche Ausstellungen gibt es hier in Laos natürlich nicht“, meint die 64-Jährige Ex-Kasselerin. Auch die deftige deutsche Küche vermisst sie manchmal. Aber in Luang Prabang genießt Monica die Ruhe, Stille, Weite und das simple, schöne Leben ihres Seelen-Ortes.

 

 

 

Monica kommt gerade von einer Präsentation in einem Hotel. „Seit einigen Jahren stelle ich für Hotels in Luang Prabang und Umgebung so köstliche Marmeladen-Sorten und Chutneys wie Mango-Vanille, Maulbeere-Kardamon, Tamarind-Kokusnuss und Passionsfrucht-Marakuja her“, erzählt Monica. Tamasat heißt ihr Label, was so viel bedeutet, wie organisch, natürlich, traditionell.

 

„Mittlerweile bin ich hier als ‚Jam-Lady‘ bekannt, was mir sehr hilft, Fuß zu fassen und mich bekannt zu machen“, so die 64-Jährige, die stolz ihre leckere Konfitüren-Kollektion zeigt. In ihrem vorigen Leben war die resolute Ethnologin unter anderem für Flüchtlingsorganisationen tätig und half den Flüchtlingen bei der beruflichen Integration. Doch das Bedauern darüber, dass ihre Talente nicht geschätzt wurden, trieb sie an das Ende der Welt.

 

Mit über 50 wagte Monica es, eine kleine Pension mit Elefantenausritten in einem Dorf namens Hongsa im Nordwesten des südostasiatischen Landes zu eröffnen. „Hier habe ich erkannt, dass ich trotz aller Bedenken gut alleine sein kann. Ich komme sogar sehr gut mit mir alleine zurecht.“ Ab 2007 veränderte sich das idyllische Hongsa jedoch zu einem Industriestandort, als dort das größte Kohlekraftwerk Südostasiens gebaut wurde. Zum Glück lernte Monica in dieser Zeit zwei Schweizer kennen, die ihr idyllisches Haus am Mekong verkaufen wollten. So übernahm Monica kurzerhand das wunderschöne Häuschen in einem Vorort der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Luang Prabang und aus dem JUMBO Guesthouse in Hongsa wurde ihr JUMBO Guesthouse on the Mekong.

 

„Hierher zu gehen, war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt die 64-Jährige heute. Und sie lebt wirklich in einem kleinen Paradies. Schon die Terrasse ist eine Sensation, weil sie einen Panorama-Blick auf den Mekong-Fluss gewährt. „Ich weiß: Das ist purer Luxus“, sagt Monica lächelnd. „Wenn ich hier manchmal mit einer Tasse Tee sitze und den Booten im Abendrot zusehe, fühle ich mich wie gebadet in Glückseeligkeit.“ Ihren „Seelenort“ nennt die Auswanderin daher Laos.

 

Monica ist eine herzliche Gastgeberin, die ihre Pensionsgäste gerne die touristische, aber ruhige  Stadt zeigt, deren beeindruckende  Tempel, den Nacht-Markt und religiöse Prozessionen. Manchmal unternimmt sie auch Bootstouren mit den Leuten zusammen oder isst gemeinsam mit den Gästen aus aller Welt in ihrer kleinen Pension mit vier Zimmern. Und einige der Gäste kehren immer wieder zu Monicas Guesthouse zurück, weil es dort so vertraut, gemütlich und gelassen zugeht.

 

 

 

Die wunderbare Gelassenheit hat Monica in Laos gelernt. „Das Land hat mich enorm entschleunigt“, sagt sie und erinnert sich noch gut an ihre Anfangszeit, als sie sich über alles aufregte – die Unzuverlässigkeit bei Verträgen, die Langsamkeit. „Bis ich langsam selber ruhiger und entspannter wurde – gegenüber Land, Leuten und mir selbst.“ Natürlich ist auch das Klima sehr viel angenehmer als in Deutschland. Vor allem aber schätzt Monica die Friedliebigkeit des Landes – weit weg von den Krisen und Kriegen der Welt. „Selbst unter den zahlreichen Einwanderern, die im Tourismusgeschäft arbeiten, gibt es wenig Konkurrenz, sondern wir gehen lieb und kollegial miteinander um. Das ist schon sehr besonders und anders als in Deutschland.“

 

 

 

Der in Brasilien geborenen Österreicherin gefällt auch, dass das Land durch die zunehmenden Touristen und Einwanderer immer attraktiver und multikulti wird. „Wir kommen häufig zusammen und sehen uns bei Dinner Parties und erfahren so viel über andere Länder und Leute“, erzählt die Pensions-Wirtin. „Mich freut, dass auch immer mehr allein lebende Frauen in meinem Alter hierher kommen, von denen manche eine neue Existenz gründen“, sagt die 64-Jährige begeistert.

 

Sie selbst hält den Kontakt zu Freunden, Familie und Bekannten in Deutschland über Internet, Skype, Facebook oder Whatsapp. „Und mein Sohn kommt alle zwei Jahre hierher. Dann unternehmen wir gemeinsam Reisen und kommen so intensiv ins Gespräch, was sehr schön ist. Zum Glück haben wir auch einen Flughafen in Luang Prabang – so dass die Anreise einfacher ist.“

 

Mittlerweile hat Monica aber auch in Laos einige gute Freundinnen und Freunde gefunden, die sie anrufen kann, „wenn ich ein Öhrchen brauche“. Und sie muss sich nicht um ihren Lebensunterhalt sorgen, weil das Guesthouse genug für ein sparsames Leben und die Löhne für Housekeeperin, Köchin und Gärtner abwirft. „Dafür bin ich sehr dankbar und demütig.“

 

Beim exotischen Blick über den Mekong, der für sie das Allergrößte bleibt, sagt sie leise: „Ich habe hier mein Plätzchen im Leben gefunden.“