Die Berlinerin Elif Demirezer singt deutsche Popmusik mit orientalischem Zauber. Berühmt wurde sie durch die Show „Popstars“. Heute schreibt sie ihre Songs zumeist selbst. Als Kind türkischer Einwanderer wuchs sie in Berlin-Moabit auf, was sie prägte und ihre Texte beeinflusst.
„Mit meiner Musik bin ich sehr ehrlich.”
In ihrem Song „Baba“ erzählt Elif , dass ihr Vater nie richtig in Deutschland angekommen ist. Dass er davon überfordert war, die sechsköpfige Familie zu ernähren und die Werkstadt zu führen, sodass er immer öfter ins Kasino ging, um zu spielen.„Ja, das ist alles wahr. Ich bin total ehrlich in meiner Musik. Und ich bin jemand, der sehr viel reflektiert, während mein Vater sich eher verschließt und nach außen hin hart wirkt, obwohl er einen weichen Kern hat.“ Nicht ganz verwunderlich, dass Elifs Vater nicht allzu begeistert von dem Lied über ihn war. „Er war sogar total beleidigt, als der Song erschien“, erinnert sich Elif. „Aber ich habe meinem Vater gesagt, dass ich ihm damit eine absolute Liebeserklärung gemacht habe“. Danach war er ein klein wenig versöhnter. Heute ist die Künstlerin 23 Jahre und sie schreibt bereits fleißig Songs für ihr zweites großes Album. Einer Platte, die so ehrlich sein soll wie das erste Album „Unter meiner Haut“. Eigentlich soll sie das Erstwerk sogar toppen.
„Ich weiß sehr genau, was ich nicht will!”
Dass Elif schon mit 16 Jahren bei Universal unter Vertrag genommen wurde, hat sie ihren TV-Auftritten bei der ProSieben-Castingshow Popstars zu verdanken. Damals sang sie mit Duett-Partner Nik und beide belegten am Ende den zweiten Platz. Elif erinnert sich nur ungern an die Zeit zurück. „Das war so ein richtiges Tunnelblick-Ding damals, weil das halbe Jahr in Amerika so stressig war“, sagt die 23-jährige Sängerin, die sich nie wieder so verbiegen lassen will wie damals. „Etwas habe ich aus dieser Zeit mitgenommen. Ich weiß jetzt sehr genau, was ich nicht will“, meint die Songschreiberin selbstbewusst. „Ich will keine Rolle spielen sondern authentisch sein. Mit echten Texten aus meinem Leben. Völlig unverstellt.“ Aus diesem Grund hatte sie damals auch abgelehnt, eine schnell produzierte Popstars-Platte aufzunehmen.
Stattdessen erhielt sie von Universal den Plattenvertrag. Und kein geringerer als Neffi Temur – der unter anderem mit Sido oder Bushido zusammenarbeitet – trieb sie in den drei Jahren mit den Worten an: „Wir bringen deine Platte erst raus, wenn sie richtig gut ist.“ Tatsächlich geht Elifs erstes Album extrem unter die Haut.
„Der melancholische Ton gehört einfach zu mir.”
Grund dafür ist ihrer Meinung nach auch, dass sie in deutsch singt, glaubt die Berlinerin – sie selbst bewunderte früher die Frontfrauen von Silbermond und Juli. „Deutsche Texte kommen einfach direkt bei mir an.“ Allerdings will Elif auf ihrer zweiten Platte nicht mehr so viel über „Jungs- und Verliebtheitskram“ schreiben sondern auch über andere Themen. „Da sollen auch echte Tanznummern dabei sein“, sagt sie. „Den melancholischen Ton krieg ich aber auch aus den fröhlicheren Songs nicht raus. Der gehört einfach zu mir.“
Inzwischen haben auch Elifs Eltern mitgekriegt, dass ihre Tochter mit der Musik einer echten Arbeit nachgeht und damit auf eigenen Füßen stehen kann. „Die waren zuerst entsetzt, als ich nach der 11. Klasse die Schule abgebrochen habe. Aber mittlerweile sehen sie das entspannter“, erzählt Elif, die gerade wieder auf dem Weg zur „Arbeit“ ist – Songs schreiben, von denen jeder so gut sein soll, dass keiner die Weiter-Taste drückt.
Sie selbst hört zurzeit viel Clueso, den sie gerne kennenlernen und mit dem sie noch lieber zusammen arbeiten würde – „Ich liebe seine Stimme“, schwärmt Elif. Auch Andreas Bourani findet sie klasse und ist eng mit dem Musiker und The-Voice-of-Germany-Coach befreundet. Gemeinsam haben die zwei schon Bouranis Song „Ultraleicht“ gesungen und machen fast den Eindruck, als seien sie verliebt. Aber es sei nur gute Freundschaft. Okay... Auf türkische Lieblingsmusik angesprochen, fällt Elif sofort der berühmte Sänger und Songwriter Yalın, den sie verehrt. Und hört man ein bisschen hinein in die Musik des Istanbuler Künstlers, ist sie wieder da – diese Melancholie, die auch Elifs Songs so besonders macht.